Performance, warm body, Braennen Berlin, 2014
Antje Engelmann führt uns in warm body durch die drei Stufen der Transformation wie sie Arnold van Gennep in seinem Hauptwerk Les rites des passages (1909) beschreibt: Trennungsphase, Schwellenphase und Angliederungsphase. Diese untersucht sie performativ im Kontext ihrer Herkunft. Sie inszeniert ihre eigenen persönlichen Rituale.
Performances bewegen sich mit Hörstück, Foto und Installation auf unterschiedlichen Zeitebenen. Audiosequenzen aus Filmen und Dialogpassagen werden arrangiert und in neue Fragestellungen überführt.
Performance 1:
Die Trennungsphase versteht Engelmann als einen Akt des sich Erinnerns. So lässt sie in Performance 1 Erinnerungen an ihren eigenen Körper in der Phase der Adoleszenz wach werden. Dieser gehört nicht nur ihrem Individuum, sondern ist Teil eines kollektiven Körpers. In einem Hörstück werden Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit vom 11. bis zum 14. Lebensjahr mit Briefen aus dieser Phase vereint. Gegenwärtige Erinnerungen an diesen Lebensabschnitt wurden von ihr zu Texten verarbeitet, live gelesen und mit den Aufzeichnungen verwoben.
Performance 2:
In Phase 2 werden die Zuhörer zu Teilnehmern eines Rituals. Mit ihnen übertritt Engelmann die Schwelle von der Heranwachsenden zur Frau. Grundelemente bilden Texte und Fragen. Teile aus Performance 1 tauchen in dieser Phase wie ein Nachhall wieder auf. Zu Beginn verteilt Engelmann Ambil, eine Tabakpaste, die sie in einem Ritual der Uitoto Indianer im Amazonastiefland erhielt. “Ambil”, so schreibt Fabio Ramirez, ein kolmubianischer Schamane und Arzt der Uitoto ”wirkt sehr subtil auf das Sprachzentrum [...] und ermöglicht eine vertiefte, auch polysemantische Sprachdeutung.” Eine Handleserin liefert das Bild der Göttin der Verwandlung: Geburt, Tod und Wiedergeburt werden zum zentralen Element der zweiten Performance. Mit dem Verlesen von Fragen lässt Engelmann das Ende der Schwellenphase offen.
Performance 3:
Die dritte Phase, bildet die Angliederung in die Gesellschaft. Sie wird durch den Wechsel in den zweiten Raum markiert. Drei Schalen in denen sie sich bewegt symbolisieren die durchschrittenen Phasen. Engelmann verliest die 9 Wendepunkte eines Lebens, um das Ankommen im Ist-Zustand zu festigen und letztendlich aufzulösen. “Von unten legt es sich über mich, schiebt sich hoch- ich werde ummantelt. Du bist da. Ich schäle mich abermals. Bin alt und neu.” Die Phase endet im Werden und dem gemeinsamen Einverleiben des von Engelmann gefertigten Kuchens. Die Angliederung ist vollzogen.
Eingeladen von Susanne Weiß, Direktorin Heidelberger Kunstverein