





Tectonics
Multimediale Rauminstallation
2024 Shared Spaces, Kunsthalle Wuppertal
Tectonics ist eine Installation über das Verhältnis von Lebenszeit und Weltzeit – über tektonische Bewegung, genealogische Einschreibung und spekulative Zukunft. Sie versammelt Video, Sound und Diafotografie in einem rhythmisierten Erfahrungsraum, in dem das Lebendige und das Nicht-Lebendige, das Hier und das Anderswo, das Jetzt und das Noch-Nicht miteinander in Austausch treten.
Im Zentrum steht das essayistische Roadmovie Line of Thoughts entstanden entlang der US-mexikanischen Grenze, von Border Field State Park (Kalifornien) bis zum Golf von Mexiko (Texas). Engelmann reist diese Strecke mit ihren Kindern – Orte alternativer oder spekulativer Lebensformen werden besucht: Arcosanti, Llano del Rio, Biosphere 2.
Die neun Kapitel des Films verbinden Migration, Ökologie, Familiengeschichte und Science-Fiction. Der Monarchfalter erscheint als transformiertes Mischwesen, eine techno-organische Figur grenzüberschreitender Identität.
Mars entstand in der NASA Space Station in Houston, wo Engelmann und ihre Kinder vor einer künstlichen Marslandschaft posieren. Die Aufnahme – präsentiert auf einem Smartphone in einem mit Quarz, Marmor und Regenbogenstein gefüllten Diorama – reflektiert das Verhältnis zwischen Erdgeschichte und extraterrestrischer Utopie. Eine humorvolle wie kritische Auseinandersetzung mit Fluchtfantasien ins All angesichts einer Erde in der Krise.
Collection 1996–2018 ist eine Serie von über Jahrzehnte gesammelten und inszenierten Steinen, fotografiert im Studio. Die Dias laufen auf mehreren analogen Projektoren, deren mechanisches Klacken den Raum akustisch strukturiert. Die Steine, losgelöst von ihrem geologischen Kontext, agieren als Agenten planetarer Tiefenzeit.
Ongoing kin zeigt in einer Videoschleife Engelmanns Hände im Klatschspiel mit deren ihrer Großmutter, Mutter und ihres Sohnes. Der Körper wird zur Sedimentschicht, Genealogie zu Geologie. Die Zeit erscheint hier nicht als Fortschrittslinie, sondern als zyklisch, mechanisierte Überlagerung.
Die Rose von Jericho, die sich im Raum, unmerklich in einer großformatigen Projektion öffnet, kann jahrhundertelange Dürre überstehen. Als transnationale Spezies überschreitet sie politisch, nationale Grenzen (wie der Monarchfalter) und steht für regenerative, atmende Zeitmodelle.
Der Raum als Ganzes wird zur rhythmisierten Landschaft: Klatschen, Klacken, Atmen – Klang, Bewegung und Wiederholung formen eine verkörperte, nicht-lineare Zeitstruktur. Tectonics denkt das Zusammenleben nicht entlang von binären Oppositionen, sondern über Relationen und Verschiebungen – geologisch, technologisch, somatisch.