Point of No Return, 40 min., 2015
Im Zentrum der Ausstellung Point of No Return im Heidelberger Kunstverein steht die gleichnamige Videoarbeit von 2015. Angelehnt an die Struktur des Reiseberichts sampled Antje Engelmann dokumentarisches Filmmaterial aus ihrem privaten Archiv und dem Internet mit eigenen Texten zu einem vielschichtigen filmischen Essay: Neben ihrer eigenen Stimme sind Audio-Aufnahmen von der »Golden Record« zu hören, die die NASA 1977 mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 als Botschaft für Außerirdische ins All sandte. Der Künstlerin begegnen auf einer Reise von New York nach Los Angeles die Naturgewalten der Prärie, Vögel und Menschen: Da ist der Biologe und Gentechniker, der sich die genetische Entschlüsselung und Wiedererweckung der im 19. Jahrhundert von den Siedlern ausgerotteten Wandertaube zur Aufgabe gemacht hat. Oder der Ex-Bodybuilder vom Muscle Beach in Venice, der mit seinem Papagei gerade einem tödlichen Blitzgewitter entkommen ist und von den Weiten des Kosmos berichtet. Und der Beat Poet, der von Indianern, psychoaktiven Kakteen und schamanistischen Ritualen erzählt und in seinem letzten Roman ebenfalls von Wandertauben schreibt. Und da ist sie selbst als werdende Mutter. Auf ihrer Reise durch die Kulturgeschichte des Westens der USA stößt Antje Engelmann immer wieder auf ikonografische Bilder verschiedener Wissensformen und im weitesten Sinne auf anthropozäne Prozesse: Die Utopien der Gegenkultur, das erste fotografische Bild der »ganzen« Welt (The Blue Marble), Martha, die letzte Wandertaube, der Kuksu-Tanz und physische Spannungen der Erde tragen durch den Film, der sich allen gängigen Genres widersetzt. Point of No Return ist ein Film über Auslöschung und Wiederbelebung, über Tod und Geburt. Die vielschichtige Montage von Material und Entwurf macht ihn zu einer oszillierenden Suche vom Mikrokosmos zum Makrokosmos und wieder zurück. (Text. Susanne Weiß)
HD Video, 40 min., Format 16 × 9, Stereo, Farbe