










In a Body, Galerie Francoise Heitsch
2025
Antje Engelmann verwebt persönliche Erinnerungen mit kollektiver Geschichte. In ihrer neuen Arbeit beschäftigt sie sich mit der Ambivalenz pflanzlicher Wirkstoffe – zwischen Heilung und Vergiftung, Kontrolle und Selbstermächtigung. Ausgangspunkt ist das Tonikum „Frauengold“, das früher zur Regulierung sogenannter „weiblicher Zustände“ verwendet wurde.
Engelmann tränkt das Hochzeitskleid und die Aussteuer ihrer Mutter mit dessen pflanzlichen Bestandteilen. Diese sind teilweise toxisch, wie etwa Brechnuss und Osterluzei. So entsteht eine poetisch-politische Spurensuche zwischen Fürsorge und Kontrolle, zwischen Mythologie und Medizingeschichte sowie der anhaltenden medizinisch legitimierten Kontrolle über den weiblich gelesenen Körper. Das textile Material selbst wird so zum Wissensspeicher, zum Körper von Erinnerung, Widerstand und Weitergabe.
In ihren Selbstporträts zeigt sich Engelmann versteinert, ohnmächtig, verletzlich, aber nicht versöhnt. Neben ihr liegt die geerntete Herbstzeitlose, eine invasive Pflanze, deren Wirkstoff Colchicin die Zellteilung blockiert und das Wachstum anderer Pflanzen unterdrückt. Wiederholt erscheint in ihren Arbeiten das verkohlte Brot – einmal skulptural, archiviert oder als Brotkopf. Diese Geste der Veräscherung verweist auf Methoden der ethnobotanischen Forschung, in der Pflanzen zur Analyse und Konservierung verbrannt werden. Engelmann nutzt diesen Akt als Symbol für Transformation, Erinnerung und Wissensspeicherung.
Im Dialog mit Klaus vom Bruch, der sich in seiner Arbeit auf Antonin Artaud bezieht, antwortet Engelmann mit einem körperlichen Echo – roh, widerständig, weiblich – mit einer Langue féminin.